Prävention zum Leitprinzip der Gesundheitspolitik machen

MEMORANDUM | Berlin, Juni 2024

Die Bundesregierung sollte ihren Koalitionsvertrag umsetzen - denn Deutschland hat Aufholbedarf im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung.

Die Unterzeichnenden erklären:

Deutschland braucht einen Aufbruch in Prävention und Gesundheitsförderung, um den demografisch bedingten Anstieg der pflegerischen Versorgungslasten zumindest zu bremsen und damit auch einen Beitrag zur Finanzierbarkeit des Versorgungssystems zu leisten.

Wer Prävention auf Maßnahmen innerhalb des medizinischen Versorgungssystems reduziert, wird ihr Potenzial für ein demografieresilientes Gesundheitssystem verspielen. Die Ursachen für Krankheit und frühen Tod liegen überwiegend in gesundheitsschädlichen Lebensstilen und Umwelt- und Lebensbedingungen, welche diese verstärken. Noch ist Zeit, den Auftrag des Koalitionsvertrags umzusetzen und Prävention zum Leitprinzip der Gesundheitspolitik unserer alternden Gesellschaft zu machen.

Dazu bedarf es einer ganzheitlichen Präventionsstrategie, die die Kooperation der Präventionsakteure in Bund, Ländern, Kommunen, Sozialversicherung und Privater Krankenversicherung sowie Zivilgesellschaft verbessert und die verschiedenen Präventionsansätze funktional integriert:

  • Health in all Policies (HiaP),
  • Verhältnisprävention, um die strukturellen Voraussetzungen von Gesundheitschancen in den Lebenswelten zu schaffen,
  • Verhaltensprävention, die die relevanten Zielgruppen erreicht,
  • Prävention in der medizinischen und pflegerischen Versorgung.

Diese Elemente einer ganzheitlichen Präventionsstrategie sind in Deutschland kaum wirksam. Ein neues Präventionsgesetz muss hierauf eine Antwort geben und darf sich nicht in institutionellen Fragen verlieren.

Die Unterzeichnenden

Weitere Unterstützende

  • Prof. Dr. Tobias Esch
    (Universität Witten/Herdecke)
  • Prof. Carola Iller
    (Universität Hildesheim)
  • Prof. Petra Kolip
    (Universität Bielefeld)
  • Prof. Dr. Eberhard Nöfer
    (Hochschule Coburg)
  • Hans-Dieter Nolting
    (IGES Institut GmbH)
Wer Prävention und Gesundheitsförderung auf Vorbeugemedizin reduziert, verspielt die Chancen für ein demografieresilientes Gesundheitssystem.
Dr. Timm Genett, PKV-Geschäftsführer
Das Präventionsgesetz hat Beachtliches erreicht und verspricht eine gesündere, gerechtere Gesellschaft. Es schafft Anreize, setzt Standards und bündelt Kräfte. Diese einmalige Struktur gilt es wissenschaftsgeleitet weiterzuentwickeln, besonders hinsichtlich der Verhältnisprävention. Jeder Euro für evidenzbasierte Prävention zahlt sich vielfach aus.
Maximilian von Heyden, Vorstandsvorsitzender FINDER e.V.
Unser Präventionsprogramm „Anfangsglück – Ernährung gemeinsam entdecken“ zielt darauf ab, die strukturellen Gesundheitschancen für (werdende) Familien zu verbessern. Denn Gesundheit von Beginn an bildet den Grundstein für lebenslanges Wohlbefinden. Wir brauchen mehr solcher Programme, die Prävention zu den Menschen bringen – daher unterstützen wir das Memorandum ‚Prävention zum Leitprinzip der Gesundheitspolitik machen‘.
Antonia Suárez, Geschäftsführung DSPN
Über HIV aufklären, die Infektion früh erkennen und rasch behandeln – das bleibt der Weg, um HIV effektiv zu bekämpfen. Um darin erfolgreich zu sein, braucht es den Blick auf die Lebenswelten von Menschen mit HIV und gefährdete Gruppen. Und eine von der Bundesregierung forcierte ganzheitliche Präventions-Strategie!
Anne von Fallois, Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung
Als Vertretung von Gesundheitsförder:innen teilt der BVGF e.V. den Aufruf zum Aufbruch in Prävention und Gesundheitsförderung. Wir unterstützen den Gedanken einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik sowie gesunder Lebenswelten und sprechen uns für eine stärkere Förderung gesundheitsfördernder Strukturen besonders im Bereich der gesundheitlichen Chancengleichheit, im kommunalen Raum sowie für kleinere Betriebe aus.
Anita Löffler, Karina Herzog, Franziska Strube, Vorstand des Berufsverbandes Gesundheitsförderung e.V.